Lithiumsalze sind heutzutage eines der ältesten erhältlichen Psychopharmaka. Zahlreiche Studien haben ihre Wirkung in der Psychopharmakotherapie bestätigt, insbesondere in Bezug auf die Behandlung und Prävention von bipolaren Störungen (bipolare affektive Störung – BAS, auch als Störungen des Gemütszustandes oder manisch depressive Erkrankung bezeichnet, charakterisiert sich durch depressive Stimmungsschwankungen/Manie/Hypomanie oder Phasen von unterschiedlichen Grundstimmungen).
Die Geschichte der Verwendung von Lithium in der Medizin reicht sehr weit zurück. Die Anfänge seiner intuitiven Anwendung in der Medizin reichen zurück bis zum. 2. Jahrhundert nach Christus, als Galen Patienten mit manischer Erkrankung das Trinken von alkalischem Mineralwasser, das Lithium enthielt, und Bäder darin empfahl. Lithium wurde jedoch erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts populär. Denn man stellte fest, dass die Lösung, die Ionen dieses Elements enthielt, Harnsäureablagerungen löste. In der Medizin wurde Lithium in den 1840er Jahren verwendet, unter der Annahme, dass Harnsäureablagerungen für die meisten Krankheiten verantwortlich sind. Aus diesem Grund wurden Lithiumverbindungen verabreicht, um eine Vielzahl von Erkrankungen wie beispielsweise Epilepsie, Kopfschmerzen, Diabetes, Nieren- und Blasenerkrankungen, Krebs und Schlaflosigkeit zu behandeln. In den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts verwendeten die Brüder Carl und Fritz Lange aus Dänemark Lithium zur Therapie und Vorbeugung von Depressionen, während der Amerikaner William A. Hammond 1871 die Verwendung von Lithiumbromid bei der Behandlung von Manie beschrieb. Die Toxizität von Lithiumverbindungen, die beobachtet wurde, hatte jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Absetzen von Lithium als Arzneimittel zur Folge.
Erst 1949 wurde der wahre Wert von Lithium in der Psychiatrie vom australischen Arzt John Cade entdeckt, der seine Wirksamkeit bei der Behandlung von Manie bewies. Aufgrund der Schwierigkeit, einen entsprechenden Lithiumspiegel zu erreichen, der wirksam wäre aber gleichzeitig keine Anzeichen von Toxizität verursachen würde, registrierte die amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) erst 1970 Lithiumsalze zur Behandlung von manischer Erkrankung, und vier Jahre später – zur Vorbeugung von affektiven Störungen. Dies war der Anfang einer großen Popularität des neuen Arzneimittels unter Psychiatern. Diese Popularität nahm jedoch in den 1990er Jahren mit der Einführung von Antiepileptika und später auch atypischen Antipsychotika zur Vorbeugung und Behandlung von bipolaren Störungen (BAS) erheblich ab.
Obwohl die FDA bereits 10 Substanzen zur Behandlung der bipolaren affektiven Störung BAS registriert hat, nimmt Lithium weiterhin in den meisten Leitlinien und Therapiealgorithmen im Zusammenhang mit dieser Erkrankung eine hohe Position ein, was auch gerechtfertigt ist. Viele randomisierte multizentrische Studien haben die Wirksamkeit von Lithiumsalz bei der Vorbeugung von bipolaren Störungen und seine starke antimanische sowie weniger ausgeprägte antidepressive Wirkung bewiesen. Die Verwendung dieses Arzneimittels geht über die genannten Zustände hinaus und umfasst zusätzlich die schizoaffektive Psychose mit Symptomen der bipolaren Störung, Zyklothymie und Augmentation bei der Behandlung von Depressionen. Eine langfristige Therapie mit Lithium reduziert auch das Suizidrisiko und Suizidversuche. Aus den oben genannten Gründen ist Lithium trotz seiner Nachteile (enger therapeutischer Index, Überwachung der Konzentration des Arzneimittels, eine Gruppe von Patienten, bei denen die therapeutische Wirkung des Arzneimittels nicht auftritt) immer noch ein sehr wirksames Psychopharmakon.
Bei den zahlreiche Erfahrungen in Bezug auf die Verwendung von Lithium in der Medizin sind jedoch die Mechanismen seiner Wirkung im Zentralnervensystem nicht vollständig bekannt, obwohl zahlreiche biochemische Wirkungen der Verwendung von Lithium-Ionen bekannt sind und einige von ihnen wahrscheinlich eine therapeutische Wirkung haben. Daher besteht heutzutage die Aufgabe der Forscher darin, die Mechanismen der therapeutischen Wirkung von Lithium von der nachteiligen und toxischen Wirkung des Elements möglichst genau zu unterscheiden. (…)
Der Wirkungsmechanismus von Lithium
Die ersten Konzepte zum therapeutischen Wirkungsmechanismus von Lithium-Ionen im Zentralnervensystem ergaben sich aus der chemischen Struktur des Elements. Da Lithium zur Gruppe der Alkalimetalle gehört, wurde darauf Aufmerksam gemacht, dass die Leitfähigkeit in den Nervenzellen durch die Wirkung von Lithium auf den Ionentransport durch die Zellmembran verändert werden und es insbesondere zur Hemmung des Natriumionentransports in Neuronen kommen könne, jedoch nur solchen mit abnormalen Ausgangswerten des Elektrolyts. Es wurde nachgewiesen, dass bei manischen und depressiven Episoden bei bipolaren Störungen der intrazelluläre Spiegel von Natrium-Ionen erhöht ist, während er sich während der Remission normalisiert und Lithium diesen erhöhten Spiegel wieder senkt. Dies soll die kalziumabhängige Aktivierung von sekundären Botenstoffen und die Freisetzung von Dopamin und Noradrenalin aus synaptischen Enden verhindern. Studien haben zudem gezeigt, dass bei Manie und Depression (im Vergleich zu Patienten mit einer ausgeglichenen Stimmung bei bipolarer Störung, aber nicht gesunden Patienten) die Natrium-Kalium-ATPase-Aktivität in Zellmembranen ebenfalls verringert ist und Lithium-Ionen auf die Wirkung des Enzyms einen regulierenden Einfluss haben. Weitere Studien haben gezeigt, dass die Wiederherstellung der normalen Natrium-Kalium-ATPase-Aktivität zu einem Ausgleich des Kalzium-Ionen-Wertes im freien Zytoplasma der Zelle sowie in ihren Kompartimenten führt. (…) Gegenwärtig scheint jedoch der Einfluss auf die intrazelluläre Übertragung der wichtigste Mechanismus der therapeutischen Wirkung von Lithium zu sein. (…) Diese Wirkung kann beim Wettbewerb von Lithium-Ionen mit Magnesium-Ionen um Bindungsstellen in intrazellulären Übertragungssystemen stattfinden. (…)
Neuroprotektive Wirkung
Die letzten fünfzehn Jahre zeichnen sich durch neue Forschungsergebnisse aus, die auf die neuroprotektive Wirkung von Lithium-Ionen im Zentralnervensystem hinweisen. Diese Wirkung kann bei einer Langzeitbehandlung mit Lithiumsalzen beobachtet werden, dabei wurden bis heute einige mögliche Mechanismen entdeckt, die damit verbunden sind. (…) Neuere Studien zeigen, dass Lithium auch einen positiven Einfluss auf den oxidativen Stress haben kann, also einem Ungleichgewicht zwischen prooxidativen Prozessen und antioxidativer Abwehr, der wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Pathogenese und dem Verlauf einer bipolaren affektiven Störung spielt. Weitere Studien unter Verwendung von Lithiumsalzen zeigen sowohl eine Abnahme der Lipidperoxidation im Plasma (Thiobarbitursäure-reaktive Substanzen – TBARS) als auch eine Abnahme der Aktivität von antioxidativen Enzymen (Glutathionperoxidase, Superoxiddismutase, Katalase) und vor allem eine Zunahme der gesamten antioxidativen Kapazität im Plasma. Es stellte sich zudem heraus, dass Lithium-Ionen die Genexpression und -aktivität in Zellen der Glutathion-S-Transferase (GST) erhöhen, einem Enzym, das Glutathion – das Hauptantioxidans unseres Gehirns – mit toxischen oxidativen Stressprodukten konjugiert und diese neutralisiert. (…)
Regulation der Genexpression
Die therapeutische Wirkung von Lithium-Ionen kann normalerweise einige Tage nach Beginn der Behandlung beobachtet werden, und die Symptome treten nicht unmittelbar nach Absetzen des Arzneimittels wieder auf.
Dies weist auf die Möglichkeit hin, dass Lithium auf genetisch-molekularer Ebene wirkt. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Lithium-Ionen die Bindung des aktivierenden Proteis-1 (AP-1), das einer der wichtigsten Transkriptionsfaktoren ist, an seine DNA-Bindungsstelle erhöht. (…) Der Einfluss von Lithium-Ionen auf die selektive Expression einzelner G-Protein-Untereinheiten und Glutathion-S-Transferase-Isoenzyme sowie von Genen für andere Proteine, die sich im Verlauf einer bipolaren affektiven Störung verändert haben, stellte sich während der Studie ebenfalls heraus. Lithium reguliert auch die Lebenserwartung der Zellen auf DNA-Ebene und moduliert die Histonmethylierung sowie die Chromatinstruktur. (…)
Neben den genannten Mechanismen werden weitere mögliche Mechanismen der therapeutischen Wirkung von Lithium im ZNS und insbesondere bei der bipolaren Störung in Betracht gezogen. Dazu gehören u.a. die Verlängerung des biologischen Zyklus, antidepressive Wirkungen von Lithium durch Beeinflussung der Übertragung der neuronalen Stickoxidsynthase oder Bekämpfung der Apoptose durch Erhöhung der Konzentration von Kalzium-Ionen, die durch die Aktivierung von PLC und phosphoinositide 3-kinase (PI-3K) vermittelt werden (dies ist eine unmittelbare und kurzfristige Wirkung der Verwendung von Lithiumsalz, die wichtig sein kann, um einer Apoptose nach akuten ZNS-Verletzungen vorzubeugen), sowie die Änderung der Funktion des Gerüsts von Nervenzellen durch Lithium-Ionen. Es finden weiterhin Studien zu den teilweise bekannten Mechanismen statt, die jedoch eine Überprüfung oder Klärung von umstrittenen Fragen erfordern. (…)
Lithium und die Schilddrüse
Ein anderer Aspekt ist die Wirkung von Lithium auf die Schilddrüsenfunktion bei Patienten mit bipolarer affektiver Störung, die die Hauptnebenwirkung einer Langzeittherapie mit diesem Element darstellt. Es stellte sich bei einer Metaanalyse der potenziellen Toxizität der Langzeitanwendung von Lithium heraus, dass es das Risiko einer Hypothyreose um das Fünffache erhöht.
Lithium – Stimmungsstabilisator, Antidepressivum, Verbündeter bei Alzheimer
Wie bereits erwähnt, reduziert Lithium deutlich Selbstmordgedanken und ist bei bipolaren affektiven Störungen während der manischen Episode wirksam, die sich durch rasenden Gedanken und Erregung charakterisiert. (…) Lithium unterdrückt manische Symptome, hat eine antidepressive Wirkung und wirkt sich auf eine langfristige Stabilisierung von Stimmungs- und Antriebszentren aus. Bei psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, Schizophrenie oder Neurose kann eine geistige Behinderung auftreten, was auch oft der Fall ist, was das Ergebnis des Absterbens oder der Degeneration von Neuronen in verschiedenen Bereichen des Gehirns einschließlich des Hippocampus ist, ähnlich wie bei Alzheimer (Demenz). Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Lithium das Gehirn vor Schäden schützt. Es stimuliert zudem das Wachstum neuer Neuronen und intensiviert so die Neurogenese. Es gibt auch klinische Hinweise darauf, dass bei der Einnahme von Lithium bei Patienten mit bipolarer affektiver Störung die graue Substanz im Gehirn zunehmen kann. (…)
Lithium – in welchen Produkten ist es enthalten
Rosengewächse (Rosen), Nelken, Hahnenfuß- und Nachtschattengewächse sind am reichsten an Lithium. Einige stellen bis heute Marmelade aus Rosenblüten her. Wasserlebewesen reichern mehr Lithium an als Landlebewesen, also kommen in Fischen sehr geringe Mengen an Lithium vor. Je nach Erntezeitpunkt und Ort des Anbaus können bestimmte Lithium-Mengen in Paprika, Tomaten und Kartoffeln oder Nachtschattengewächse vorhanden sen. Doch am besten ist es definitiv Mineralwasser mit diesem Element zu trinken. Auch Tiefenwasser enthält eine recht zufriedenstellende Menge an Lithium, was nicht bei Wasser aus Wasserwerken der Fall ist, die auch immer häufiger in Dörfern entstehen. In einigen Städten steht Wasser aus oligozänen Quellen aus sehr tiefen Brunnen zur Verfügung – es lohnt sich, dieses Wasser zu trinken. Wasser aus einem tiefen Brunnen oder oligozäner Quelle sollte jedoch vielmehr als Wasser zur Vorbeugung anstatt Heilung betrachtet werden.
Lithium – Tagesdosis
Generell wird angenommen, dass die optimale und vorbeugende Tagesdosis von Lithium für einen Erwachsenen mit einem Gewicht von 70 kg etwa 1 mg betragen sollte, also ca. 14 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Eine therapeutische Dosis wird von Ärzten individuell festgelegt.
Lithium – wie man es einnimmt und nicht überdosiert
Hierbei muss erwähnt werden, dass bei Dosen wie 1 mg pro Tag keine Nebenwirkungen auftreten. Die meisten Menschen werden auch bei viel höheren Mengen keine Nebenwirkungen haben. Bei hohen Dosen können Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Störungen, Muskelschwäche, Müdigkeit, Schwindel, Schläfrigkeit, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, übermäßige Harnausscheidung, Durst, metallischer Geschmack, Zittern, Krämpfe und Gewichtszunahme auftreten. Wenn die Behandlung fortgesetzt wird, werden diese Symptome etwas schwächer.
Salz ist ein Gegenmittel bei einer Überdosierung mit Lithium, daher sollten während der Lithiumbehandlung seine Mengen erhöht werden. Man sollte auch viel trinken, um Dehydrierung zu vermeiden. Da sich Lithium ansammeln kann, ist eine Therapie mit einer niedrigen Dosierung ratsam. Der Flüssigkeitsverlust kann durch das Trinken von vielen koffeinhaltigen Getränken (Cola, Kaffee), intensives Training oder hohe Temperaturen erhöht werden. Sie sollten während der Behandlung keinen Alkohol trinken. Während der Lithiumbehandlung kann die Notwendigkeit auftreten, dass Sie nicht nur Salz, sondern auch Kalium und seltenere Elemente, wie Rubidium und Cäsium einnehmen müssen (Sie finden sie z.B. in Rote-Bete-Saft). Jod und andere Mineralien und Verbindungen können ebenfalls erforderlich sein. Alles hängt davon ab, welche Art von Krankheit Sie haben und in welche Richtung die biochemischen Prozesse im Körper gesteuert werden sollten.
Zu den Nebenwirkungen bei einer Einnahme von zu großen Mengen an Lithium gehören: Lithiumvergiftung, Struma, Hypothyreose, aktiver Muskeltonus, Parkinsonismus, psoriasiforme Hautveränderungen, Arrhythmie, Haarausfall, beeinträchtigte Harnverdickung. Bei der Behandlung akuter Erkrankungen sollten Sie kein Fahrzeugt lenken und keine Maschinen bedienen. Zudem sollte eine regelmäßige Prüfung der Schilddrüse, des Herz-Kreislauf-Systems und der Nierenfunktion durchgeführt werden.
Lithium kann auch in kleinen Mengen in Wasser (vorzugsweise Mineralwasser) gelöst und eingenommen werden. Durch diese starke Verdünnung kann eine therapeutische Wirkung mit einer viel geringeren Lithiumdosis erzielt werden. Es lohnt sich, Lithium zusammen mit Magnesium einzunehmen, was die Wirkung von Magnesium verstärkt. Bei unipolarer Depression und bipolarer affektiver Störung kann in der depressiven Episode Lithium zusammen mit Präparaten, die die Menge an Dopamin erhöhen verabreicht werden, z. B. Rosenwurz. In manischen Phasen und bei Schizophrenie sollten Präparate, die die Menge an Dopamin erhöhen, kategorisch vermieden werden. Es lohnt sich Lithium zusammen mit einem Präparat einzunehmen, das die Gehirndurchblutung verbessert – wie z-B. Ginkgo biloba. Da Lithium eine hemmende Wirkung auf die Schilddrüse hat, lohnt es sich, es abends einzunehmen, also wenn die Schilddrüse langsamer arbeitet, viel Flüssigkeit zu trinken, sich entsprechend zu ernähren und Kräuter zu verwenden, die die Schilddrüse stimulieren, z. B. Schachtelhalm, Seetang und Selen.
Lithium – Wechselwirkung
Eine Wechselwirkung tritt bei der Einnahme von hohen Dosen auf. Bei einer Dosis von 1 mg pro Tag sollte es zu keiner Wechselwirkung kommen. Bei folgenden Zuständen und Krankheiten sollten keine hohen Lithiumdosen verabreicht werden: Hypothyreose, Nierenerkrankung, Parkinson, Schwangerschaft und Stillzeit.
Bibliographie:
1.Oliwia Gawlik, Jolanta Rabe-Jabłońska, Mechanizm działania jonów litu w ośrodkowym układzie nerwowym, Psychiatria i Psychologia Kliniczna, 2008, 8 (4), s.211-217.
2. Agnieszka Kraszewska, Maria Abramowicz, Maria Chłopocka-Woźniak, Jerzy Sowiński, Janusz Rybakowski, Wpływ stosowania litu na czynność gruczołu tarczowego u pacjentów z chorobą afektywną dwubegonową, Psychiatria Polska, 2014, 48(3), s. 417-428.
3. https://vrota.pl/2014/09/lit-ukrywana-prawda-o-depresji-i-milionach-ludzkich-tragedii/ (dostęp 20.02.2017).